Sicherheit beim Impfen

Sicherheit beim Impfen

 

Dr. Christopher Rose

Defi-Talk Folge 16: Sicherheit beim Impfen — zu Gast: Dr. Christopher Rose

Thema der  Folge: Sicherheit beim Impfen

Dr. Christopher Rose ist Notfallmediziner und Rettungsmediziner in Remscheid. Gleichzeitig ist er im Vorstand des Vereins zur Förderung des Rettungs- und Notarztdienstes Remscheid e. V.  In diesem Podcast erfahren Sie, in welchem Kontext sich Dr. Rose mit Impfungen beschäftigt und welche Rolle die Sicherheit dabei spielt.

Hören Sie sich die Folge hier an:

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Defi-Talk Logo. Oranger Hintergrund. Zwei Männer sitzen sich gegenüber, Sprechblasen zeigen einmal ein Piktogramm eines Defibrillators und einmal ein Piktogramm einer Wiederbelebungsszene mit Defibrillator.

Sicherheit beim Impfen

Zusammenfassung des Gesprächs

Schmitz: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Defi-Talk. Unser Thema heute ist Sicherheit beim Impfen. Unser Experte ist Dr. Christopher Rose. Er ist Notfallmediziner und Oberarzt im Sana Klinikum in Remscheid. Außerdem ist Dr. Rose Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Rettungs- und Notarztdienstes Remscheid e. V. Der Verein unterstützt und fördert professionelle Helfer in der Ausbildung. Auch Laienhelfer werden in der Notfallversorgung ausgebildet.

Leidenschaftlich leitet Dr. Rose das Projekt „Ein Herz für Remscheid – eine Kampagne zur Vermeidung des plötzlichen Herztodes“.

Herzlich willkommen Herr Dr. Rose.

Rose: Ja, vielen Dank für Ihre Einladung.

Schmitz: Herr Dr. Rose, Sie sind Notfallmediziner und engagieren sich aktuell für Corona-Impfungen. Was genau tun Sie?

Rose: Zum Thema Corona-Impfung bin ich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Zu Beginn der Pandemie durfte ich mit in unserem Krisenstab der Stadt tagen und erlebte dort hautnah die Dynamik der Pandemie. Als im Verlauf die Impfzentren ins Leben gerufen wurden, hat man mich dort zum Ärztlichen Leiter im Impfzentrum benannt. Hier konnte ich mich mit weiteren Kollegen um die medizinische Organisation des Impfzentrums kümmern. Mein Schwerpunkt war – wen wundert es – die Akutversorgung von Zwischenfällen. So konnten wir durch gute Vorplanung auch eine umfangreiche Zahl an Corona-Allergikern unter Sicherheitsvorkehrungen impfen.

Schmitz: Das freut mich, dass Sie sich für diese wichtige Thema engagieren. Die herrschende Meinung der Wissenschaft ist eindeutig. Die Impfung mit den aktuell verfügbaren Impfstoffen ist sinnvoll. Von Impfgegner werden oft aber bestimmte Risiken sehr stark in den Vordergrund gerückt. Welche Risiken sehen Sie?

Rose: Ich sehe nahezu keine Risiken. Man muss wissen, dass jedes Medikament natürlich Nebenwirkungen hat. Typische seltene Nebenwirkungen der vorherrschenden mRNA-Impfstoffe ist die Myokarditis. Hier kann man aber durch bestimmte Verhaltensmaßregeln auch als Patient positiv darauf einwirken.

Per se muss man sich aber mit der Haltung anfreunden, dass Impfungen generell vor Erkrankungen schützen. Jedoch verabreiche ich einem gesunden Menschen ein Medikament, welches ihm potenziell schädigen kann. Das ist der Preis, den wir für jede Art von Impfung zahlen.

Schmitz: Gibt es auch Personen, die durch die Impfung ein unmittelbares Risiko haben, z. B. eine Herzrhythmusstörung zu bekommen?

Rose: Mittlerweile hat man einen umfangreichen Überblick über die unerwünschten Wirkungen der Corona-Impfstoffe. Hier setzen sich aktuell die mRNA-Impfstoffe durch. Typische unerwünschte Wirkungen sind: die allergische Sofortreaktion (diese wird in der Nachbeobachtungsphase in der Impfstellen beobachtet) und als seltene Komplikation die Myokarditis.

Schmitz: Die Myokarditis, das ist ja die Herzmuskelentzündung, richtig?

Rose: Ja, genau!

Schmitz: Und diese kann schon vorkommen, aber oft ist die nur temporär.

Rose: Also, der Patient kann von sich aus einen positiven Einfluss darauf haben, indem er sich nach der Impfung für einen gewissen Zeitraum schont und abstinent von Alkohol bleibt. Vor allem für die jüngere Zielgruppe, wenn die Beschwerden auftreten, sind sie oft nur temporär.

Schmitz: Welche Maßnahmen zur Risikovorsorge sollten die impfende Stelle treffen, um Risiken zu vermeiden und um allgemein eine sichere Impfung durchführen zu können?

Rose: Impfstellen bieten einen Nachbeobachtungsbereich an, in denen sich die geimpften Personen etwa 15 Minuten aufhalten. Hier haben wir einen Sanitätsdienst mit Notfallequipment installiert, der eine Akutversorgung vornehmen kann.

Schmitz: Wer darf denn eigentlich alles impfen?

Rose: Meine bisherige Antwort wäre dann wohl gewesen… Ein Arzt – also Humanmediziner. Dieser darf nach Aufklärung die Tätigkeit an eine medizinische Fachangestellte delegieren. Aber die Pandemie fordert uns alle vielfältig, so dass auch hier neue Wege beschritten werden.

Schmitz: Mit Gesetz vom 11.12.2021 dürfen nun auch Apotheken impfen. Welche Voraussetzungen müssen vorliegen, damit eine Impfung sicher durchgeführt werden kann?

Rose: Apotheken müssen sich über eine Schulung qualifizieren, werden geprüft und erhalten hierfür ein Zertifikat. Zu dieser Maßnahme gehört auch eine Notfallschulung. In der Apotheke ist ein geeigneter Raum (Hygienemaßnahmen, Reinigung, Sichtschutz) vorzuhalten. Die impfende Person muss arbeitsmedizinisch geschützt sein (u.a. Hepatitis B Impfung). Eine Verpflichtung zur Bereitstellung von zusätzlichem Notfallmaterial ist Stand heute nicht verpflichtend vorgesehen.

Schmitz: Wie sollte das Impfpersonal vorbereitet sein?

Rose: Neben der materiellen Vorbereitung ist eine Unterweisung für das Ereignis einer Herz-Kreislauf-Synkope, einer anaphylaktischen Reaktion und einer Herz-Lungen-Wiederbelebung als sinnvoll zu erachten.

Schmitz: Der Defibrillator gehört aus Ihrer Sicht zur Standardausstattung einer Impfstelle. Weshalb ist es wichtig, einen AED immer bei einer Impfaktion dabei zu haben

Rose: Glücklicherweise sind medizinische Zwischenfälle in Impfstellen sehr selten. Aber in medizinischen Einrichtungen sollten immer Vorkehrungen für einen medizinischen Notfall getroffen sein. Und neben der Spezialisierung für den besonderen Zwischenfall – bei der Impfung also die Anaphylaxie – sollte man immer für den erweiterten Basic Life Support (BLS) – also auch mit AED – vorbereitet sein.

Schmitz: Welche Anforderungen sollten aus Ihrer Sicht an einen Automatisierten Externen Defibrillator also Laien-Defibrillator gestellt werden.

Rose: Ich schätze im Besonderen Geräte, welche nicht nur einen qualifizierten Stromschlag abgeben, sondern einen noch gut durch die Herzdruckmassage führen. Deshalb nutze ich besonders gerne Geräte mit Feedbacksystem.

Schmitz: Der Vorteil bei diesen Geräten ist, dass man eine höhere Sicherheit bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung hat.

Rose: Richtig, also man wird nicht nur alle zwei Minuten an den Stromschlag erinnert, sondern auch die restlichen zwei Minuten durchgehend in der Qualität der Herzdruckmassage geprüft und angeleitet.

Schmitz: Das ist auch eine ziemlich anspruchsvolle Geschichte. Permanent diese Qualität zu erhalten ist schwierig und für den Laien umso mehr, gerade die Drucktiefe zu erspüren. Ich glaube auch Profis werden mit der Zeit auch weniger genau, wenn man das mehrere Minuten durchzieht. Dass man dann unbewusst nachlässt, klingt für mich fast logisch.

Rose: So geht es ja auch den Profis, muss man sagen. Sowohl im Training, als auch im Einsatz selber werden die in sehr vielen Fällen mit dem Feedbacksystem begleitet, um einfach die Qualität angemessen hochzuhalten.

Schmitz: Was passiert denn aus Ihrer Sicht statt 5-6 cm nur 3 cm tief drückt?

Rose: Bei der Herzdruckmassage ist das Ziel das Herz vollständig mit Blut zu entleeren und durch eine gute Entlastung es sich nachher auch selbst mit Blut wieder füllen zu lassen. Macht man es nicht vernünftig, dann wird auch nicht so effektiv eine Herzdruckmassage umgesetzt. Das ist schon wichtig bestimmte Grenzmarken zu erreichen.

Schmitz: Das Thema Defibrillatoren scheint für Sie eine Herzensangelegenheit sein, denn Sie arbeiten seit dem Jahr 2016 daran die Versorgung mit Defibrillatoren in Remscheid zu verbessern? Das ist ja nun schon ein paar Jahre her. Wie steht es denn aus Ihrer Sicht mit der Versorgung von Defibrillatoren?

Rose: Ähnlich wie bei früheren Impfkampagenen „Suche Deinen Impfpass“. Viele Firmen betreiben – vor allem zum Selbstschutz – AED´s. Aber erst, wenn diese öffentlich bekannt sind und erreicht werden können, dann schließt sich das Ganze zu einem Netzwerk.

Schmitz: Und wie erfahren die Bürger von Remscheid von Defibrillatoren?

Rose: Wir haben mit einigen Optionen experimentiert. Aktuell betreiben wir eine Internetpräsenz hierzu. Und das Highlight hierzu ist, daß wir in Kooperation mit unserer Stadt und der Marketingfirma für Laternenwerbung „Verkehrsschilder“ eingeführt haben.

Schmitz: Ich habe im Remscheider Generalanzeiger gelesen, dass Sie in einem Theater einen verschlissenen Defibrillator gefunden haben, dessen Elektroden und Batterien nicht mehr intakt waren und gleiches gilt für einen Defi in einem der Remscheider Museen. Um sowas zu vermeiden wurden 2017 die Sicherheitstechnische Kontrolle für Medizinprodukte verpflichtend. Defibrillatoren fallen unter den Bereich der Medizinprodukte. Wie stehen Sie zu dem Thema Verpflichtung zur Sicherheitstechnischen Kontrolle von Laien-Defibrillatoren? Ist das nicht gerade für Geräte im öffentlichen Bereich sinnvoll?

Rose: Korrigieren Sie mich eines Besseren, aber müssen gerade öffentliche AEDs nicht gewartet werden? Jedes öffentliche Gerät ist super und immer eine Hilfe. Aber bei der Beschaffung sollte man solche Folgekosten im Blick haben. Oder möchten Sie selber von einem ranzigen Gerät mit halb voller Batterie gerettet werden? Lieber nicht. Streng genommen, gerade die öffentlichen Geräte, toll wenn sie erreicht sind, aber auch die müssen vernünftig gewartet sein.

Schmitz: Ja, das verstehe ich auch genauso. […] Lieber Herr Dr. Rose, ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen für das wertvolle Gespräch und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Rose: Ja, gerne.

Schmitz: Infos zum Verein zur Förderung des Rettungs- und Notarztdienstes Remscheid e. V. finden Sie auf der Website https://www.vfrn.de. Informationen zum Projekt Ein Herz für Remscheid – eine Kampagne zur Vermeidung des plötzlichen Herztodes“ finden Sie auf der Website: https://remscheider-herzen.de. 

Schmitz: Wer sich über das Thema informieren möchte, der kann dies über unsere Webseite tun oder uns eine E-Mail schicken unter: info@mekontor.com und eine Frage stellen oder Sie rufen uns einfach persönlich an unter: 0 800 5 700-800.

 

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Wir würden uns sehr freuen, wenn wir dadurch mehr Menschen motivieren, Erste Hilfe im Notfall zu leisten. Denn jede Minute zählt in einem Notfall. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung der ZOLL Medical Deutschland

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