Wann und wie Sie Defibrillatoren anwenden sollten, um Leben zu retten
Ein automatisierter externer Defibrillator (AED) kann in Notfällen zwischen Leben und Tod entscheiden. Unser umfassender Ratgeber zeigt Ihnen, zu welchem Zeitpunkt Sie den AED einsetzen sollten und wann Sie reanimieren beziehungsweise defibrillieren sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Warum jeder über Defibrillatoren Bescheid wissen sollte
- Dann sollten Sie einen Defibrillator einsetzen
- Wer darf einen Defibrillator benutzen?
- Der richtige Zeitpunkt
- Wann sollte man den Defibrillator nicht anwenden?
- Was tun im Zweifel?
- Anwendung des Defibrillators
Einen Defibrillator richtig benutzen: Das Wichtigste in Kürze
- Wann: bei bewusstloser Person ohne normale Atmung und ohne Puls
- Anwendung: AED einschalten → Elektroden aufkleben → Anweisungen des Geräts folgen → Schock-Taste drücken (falls gefordert)
- Wer: Jeder – auch Laien! Moderne AEDs sind einfach zu bedienen und führen sprachgesteuert durch jeden Schritt.
- Zeitfenster: Die ersten 3 bis 5 Minuten sind entscheidend – jede Minute erhöht die Überlebenschance.
- Nach Schock: sofort Herzdruckmassage fortsetzen, bis der Notarzt eintrifft
- Im Zweifel: Handeln statt zögern! Notruf 112 wählen und AED verwenden – das Gerät ist sicher und gibt nach Analyse nur dann einen Schock frei, wenn dieser absolut notwendig ist.
Warum jeder über Defibrillatoren Bescheid wissen sollte
Der plötzliche Herzstillstand trifft täglich viele Menschen – und das unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand. In Deutschland erleiden jährlich etwa 65.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Tragischerweise überlebt nur etwa jeder Zehnte der in ein Krankenhaus aufgenommenen Patienten, da lebensrettende Maßnahmen oft zu spät beginnen. Studien belegen: Jede Minute Verzögerung reduziert die Überlebenschance um etwa 10 Prozent. Kommt hingegen innerhalb von 3 Minuten ein Defibrillator zum Einsatz, steigen die Überlebenschancen eines Patienten auf 75 %.
Genau hier zeigt sich die entscheidende Bedeutung automatisierter externer Defibrillatoren: Sie ermöglichen es Ersthelfern, diese kritische Zeit zu überbrücken, bis der Rettungsdienst eintrifft. Da diese wertvollen Minuten über Leben und Tod entscheiden können, sollten möglichst viele Menschen wissen, wann und wie AEDs im Notfall verwendet werden.
Bewusstlosigkeit & Co.: Wann Sie einen Defibrillator einsetzen sollten
Der Einsatz eines Defibrillators kann bei einem akuten Herz-Kreislauf-Stillstand oder bei Kammerflimmern Leben retten. In solchen kritischen Situationen pumpt das Herz aufgrund schwerwiegender Rhythmusstörungen nicht mehr wirksam, wodurch die Sauerstoffversorgung des Körpers zum Erliegen kommt.
Moderne Notfallgeräte sind für Laienhelfer entwickelt worden und leiten mit klaren Sprachanweisungen durch den gesamten Rettungsvorgang. Einige sehr fortschrittliche Geräte unterstützen zusätzlich durch eine Visualisierung über Videodisplay. Das Gerät beurteilt eigenständig, ob eine Defibrillation medizinisch notwendig ist – nur bei tatsächlich behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen wird ein Schock bereitgestellt.
Da Herzinfarkte zu den Hauptauslösern von Kreislaufstillständen zählen und auch andere Herzerkrankungen wie Arrhythmien oder strukturelle Herzschäden einen Notfall verursachen können, sollte bei bewusstlosen Personen ohne Atmung umgehend ein AED verwendet werden.
Herz-Kreislauf-Stillstand und Kammerflimmern erkennen
Kammerflimmern ist eine besonders gefährliche Form der Herzrhythmusstörung: Das Herz schlägt unkoordiniert und sehr schnell (300- bis 800-mal statt 60- bis 80-mal pro Minute) und die Pumpfunktion des Herzens setzt aus. Dadurch werden lebenswichtige Organe wie Gehirn und Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Patient bricht daher schnell zusammen, die Atmung setzt aus und er wird bewusstlos.
Herz-Kreislauf-Stillstand bedeutet, dass das Herz aufgehört hat zu schlagen und Blut durch den Körper zu pumpen. Die entscheidenden Warnzeichen sind:
- Bewusstlosigkeit: Die Person reagiert weder auf Ansprache noch auf Berührung.
- Atemstillstand oder Unregelmäßigkeiten: Atmet die Person gar nicht, nur sehr flach oder unregelmäßig („Schnappatmung“), spricht das klar für einen Herzstillstand. Um die Atmung zu überprüfen, können Sie den Brustkorb beobachten und das Ohr oder die Nase nahe an Mund und Nase der bewusstlosen Person führen.
- Kein fühlbarer Puls: Wenn kein Puls an der Halsschlagader oder am Handgelenk mehr tastbar ist, sollte man von einem Kreislaufstillstand ausgehen.
- Keine Reaktion auf Schmerzreize: Die betroffene Person reagiert nicht auf Schmerzreize wie Kneifen.
- Kollaps: Die Person sackt in sich zusammen oder fällt plötzlich um.
Symptome, die auf eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung hinweisen
Oft zeigen Betroffene schon kurze Zeit vor dem Herzstillstand Symptome, die man ernst nehmen sollte:
- Enge oder Brennen der Brust: Starkes Brennen, Druck- oder Engegefühle in der Brust, die länger als 5 Minuten anhalten, sind Alarmsignale. Oft breiten sich die Schmerzen auch in anderen Körperregionen wie Arme, Hals, Kiefer und Rücken aus. Bei Frauen strahlen die Schmerzen außerdem auch in den Oberbauch aus.
Akute Atemnot: plötzlich auftretende, schwere Atemnot, meist begleitet von Angst, Schweißausbruch und Blässe - Herzrasen oder -stolpern: Wahrnehmung von extrem schnellem, rhythmusgestörtem Herzschlag, teilweise begleitet von Schwindel, Schwäche oder kaltem Schweiß
- Schwächegefühl oder Synkope: vorübergehende Ohnmacht, insbesondere ohne ersichtliche Ursachen
Treten diese Anzeichen auf, erhöht sich das Risiko eines Herzstillstands deutlich. Je früher man reagiert, umso größer ist die Überlebenschance.
Wichtig: Wählen Sie im Zweifel immer unverzüglich den Notruf 112! Falls ein AED in der Nähe ist, können Sie ihn von einem zweiten Helfer holen lassen.
Wer darf einen Defibrillator benutzen?
Die klare Antwort lautet: Jeder darf, kann und soll einen AED anwenden. Ob Laie, Ersthelfer oder professionelle Rettungskraft – die Handhabung eines Laien- Defibrillators ist kinderleicht. Einfache Anweisungen in deutscher Sprache und Piktogramme leiten selbst Menschen ohne medizinische Vorkenntnisse sicher durch jeden Schritt.
Somit sind AEDs ideale Lebensretter für jeden öffentlichen Raum, jedes Unternehmen, jede Sportstätte und auch im privaten Haushalt.
Der richtige Zeitpunkt: Wann genau Sie den Defibrillator anwenden sollten
Entscheidend für den Erfolg der Defibrillation ist das sogenannte Therapiefenster. Hier zählt jede Minute!
- In den ersten 3 bis 5 Minuten nach Eintreten des Herzstillstands besteht die höchste Chance auf Wiederbelebung durch einen elektrischen Stromstoß.
- Ab der 6. Minute sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich, insbesondere wenn keine Herzdruckmassage durchgeführt wird.
Vor und nach der Verwendung eines Defibrillators sollten Sie eine kontinuierliche Herzdruckmassage (CPR) durchführen. Vermeiden Sie, die Herzdruckmassage zu unterbrechen. Sie sorgt dafür, dass trotz Herzstillstand weiterhin Blut zum Gehirn und anderen wichtigen Organen gelangt.
Wann sollte man den Defibrillator nicht anwenden?
Auch wenn AEDs viele Fehlerquellen minimieren, gibt es Situationen, in denen Sie besser zunächst abwarten und andere Maßnahmen ergreifen.
Wann darf man nicht sofort defibrillieren?
- Verwenden Sie den Defibrillator nicht, wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist und normal atmet, denn hier besteht kein Herzstillstand.
- In nasser Umgebung, z.B. wenn die betroffene Person in einer Pfütze liegt, sollte diese erst einmal trocken gelegt werden. Trockene Elektroden-Auflageflächen sind wichtig, da Feuchtigkeit die ordnungsgemäße Stromübertragung beeinträchtigen und die Wirksamkeit der Defibrillation reduzieren kann. Zudem kann das Wasser den Strom unkontrolliert weiterleiten und sowohl für den Patienten als auch für Sie als Helfer gefährlich werden.
- Kann bzw. darf ein Defibrillator auch bei einer Person mit Herzschrittmacher eingesetzt werden? Wenn ein Herz-Kreislauf-Stillstand gegeben ist, dann ist in vielen Fällen auch bei Betroffenen mit einem Herzschrittmacher ein lebensrettender Schock notwendig. Viele AED Geräte verfügen über eine Herzschrittmachererkennung. Dies trägt dazu bei, die Impulse des Herzschrittmachers herauszufiltern und ein vorhandenes Kammerflimmern festzustellen. Es kann also vorkommen, dass auch Patienten mit Herzschrittmacher ein Kammerflimmern erleiden und geschockt werden müssen. Bei Anwendung eines Defibrillators an Patienten mit Herzschrittmacher ist darauf achten, dass die Defibrillationselektroden nicht auf Hautstellen aufgeklebt werden, unter denen sich Implantate befinden.
- Achten Sie darauf, Metallkontakt an der Klebestelle der Elektroden (zum Beispiel durch Schmuckstücke) zu vermeiden.
- Wenn kein Sicherheitsabstand zu Umstehenden gewährleistet ist, sorgen Sie zunächst für Platz.
Was tun im Zweifel: Ängste, die auch Laien nicht zurückhalten sollten
Viele Menschen zögern, weil sie denken, dass Defibrillatoren nur etwas für Profis sind. Dabei sind moderne AEDs so konzipiert, dass sie auch Laien sicher durch den Prozess führen.
Andere meinen, ein solches Gerät sei überflüssig, weil doch nie etwas passiert. Tatsächlich kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand überall und jederzeit eintreten: im Supermarkt, im Büro, beim Sport oder sogar zu Hause.
Wichtig ist:
- Notruf 112 absetzen, auch wenn Sie sich nicht 100-prozentig sicher sind. Die Leitstelle führt Sie telefonisch durch jeden Schritt bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
- Sofort mit der Herzdruckmassage beginnen, wenn Bewusstlosigkeit und fehlende Atmung für einen Herzstillstand sprechen. Jede Kompression unterstützt die Versorgung der Organe mit Sauerstoff und erhöht den Erfolg der folgenden Defibrillation.
- AED verwenden – Sprache und Piktogramme auf dem Gerät geben Ihnen eine fundierte Anleitung. Die Sprachanweisungen des Geräts erklären, wie Sie die Pads aufkleben, wann Sie die Schock-Taste zu drücken haben und zu welchem Zeitpunkt das Gerät selbsttätig die Stromstöße abgeben wird. Sehr fortschrittliche Geräte unterstützen den Ersthelfer nicht nur durch einen Taktgeber für die Frequenz der Herzdruckmassage, sondern auch kontinuierliches Feedback. Die Defibrillatoren helfen durch Hinweise wie “fester drücken” und “gute Herzdruckmassage” die Qualität der Reanimation effektiv zu verbessern und die Überlebenschancen des Betroffenen zu erhöhen.
Tipp: Wenn am Einsatzort noch kein taktgebender Defibrillator vorhanden ist, dann können Sie den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage finden, indem Sie an Lieder wie „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees, „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer oder „Dancing Queen“ von ABBA denken.
Kann man mit einem Defibrillator etwas falsch machen?
Durch die automatische EKG-Analyse und die klaren Sprachanweisungen des Geräts ist ein unbegründeter Schock technisch nahezu ausgeschlossen. AEDs erlauben den Schock nur, wenn sie ein defibrillationsbedürftiges Kammerflimmern erkennen. Laien werden durch die Sprachfunktion und Visualisierungen Schritt für Schritt angeleitet. Fehler bei der Anwendung des Defibrillators werden so praktisch auf null reduziert.
Wie Sie einen Defibrillator richtig anwenden
Laien-Defibrillatoren sind benutzerfreundlich gestaltet. Die grundlegenden Schritte lassen sich auch ohne Vorkenntnisse durchführen:
- Gerät einschalten
Per Knopfdruck oder automatisch beim Öffnen der Abdeckung. Die Sprachausgabe beginnt sofort. - Elektroden anbringen
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- Legen Sie die Haut der Person frei. Die Brust muss gegebenenfalls rasiert werden, damit die selbstklebenden Pads gut haften. Rasierer sind in der Regel im Notfall-Zubehörset enthalten.
- Eine Elektrode wird unterhalb des rechten Schlüsselbeins, die zweite seitlich links unterhalb der Achselhöhle platziert. Achten Sie darauf, die Kabel so zu legen, dass beim Schock keine Helfer die Person berühren.
- Herzrhythmus-Analyse
Der AED misst automatisch den Herzrhythmus und wird Sie auffordern, die Person nicht zu berühren. Erst wenn ein defibrillationsbedürftiges Kammerflimmern erkannt wird, erteilt das Gerät die Freigabe zum Schock. - Schockabgabe
Halbautomatische AEDs verlangen das Drücken einer Schock-Taste. Vollautomatische Geräte geben den Elektroschock selbständig ab. Unmittelbar davor ertönt eine Warnung: „Nicht berühren – Schock wird abgegeben.“ - Fortführung der Reanimation und Defibrillation
Nach dem Schock fordert das Gerät zur sofortigen Fortsetzung der Herzdruckmassage auf – meist für zwei Minuten im gleichmäßigen Takt, bevor die nächste Rhythmusanalyse erfolgt. Dieses Wechselspiel aus Kompressionen und automatischer Kontrolle setzt sich fort, bis der Rettungsdienst übernimmt. - Übergabe an den Rettungsdienst
Sobald Notarzt oder Rettungswagen eintreffen, berichten Sie kurz über den zeitlichen Ablauf, die Anzahl und Zeitpunkte der Schocks sowie über die Herzdruckmassage.
Tipp: Sollten mehrere Personen am Unfallort sein, teilen Sie sich auf. Eine Person setzt den Notruf ab und holt den AED, während die andere bereits mit der Herzdruckmassage beginnt. Sollten Sie alleine vor Ort sein, rufen Sie 112 und beginnen anschließend sofort die CPR-Maßnahmen (kardiopulmonale Reanimation) bzw. Herzdruckmassage.
Was passiert nach dem Schock eines Defibrillators?
Nach der Schockabgabe kontrolliert der AED die elektrische Aktivität des Herzens erneut. Ist noch kein stabiler Herzrhythmus vorhanden, fordert er zur Fortführung der Herzdruckmassage auf. Dieser Ablauf — Analyse, Schock (falls nötig), CPR — wiederholt sich im Zwei-Minuten-Takt, bis der Rettungsdienst eintrifft. Hochwertige AED-Geräte reduzieren die Unterbrechungszeiten, die durch die Analyse und Schockbereitstellung entstehen, damit die Herz-Lungen-Wiederbelebung, möglichst kontinuierlich durchgeführt werden kann.
Professionelle Einsatzkräfte übernehmen dann weiterführende Maßnahmen wie Beatmung, Medikamentengabe oder invasive Eingriffe. Die 60 Minuten („Goldene Stunde“) unmittelbar nach einem Kreislaufstillstand sind entscheidend. Eine schnelle Reanimation und frühzeitige Verwendung eines Defibrillators senken das Risiko bleibender Schäden und erhöhen die Überlebenschancen.
Leisten Sie Erste Hilfe! Defibrillatoren retten im Notfall Leben
Ein Defibrillator kann Leben retten – aber nur, wenn er rechtzeitig und korrekt eingesetzt wird. Jede Minute zählt. Die Herzdruckmassage allein reicht spätestens ab der sechsten Minute nicht mehr aus.
Machen Sie sich daher mit der Anwendung vertraut, merken Sie sich Standorte öffentlicher AEDs in Ihrer Umgebung und statten Sie Ihren Betrieb oder Ihren Verein mit einem eigenen Defibrillator aus. Ob Defibrillatoren Pflicht sind, lesen Sie hier.
Die passenden AED-Geräte finden Sie in unserem Shop. Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gerne!