Defi-Talk Folge 11: Was kann eine professionelle AED Ersteinweisung leisten? — zu Gast: Pierre Pötzl
Thema der Folge: Was eine professionelle AED Ersteinweisung leisten kann.
Unser heutiger Experte ist Pierre Pötzl. Pierre ist ein sympathischer Bayer, Lehrbeauftragter, Ausbilder für Erste Hilfe, Praxisanleiter für Notfallsanitäter und leitet die CP Training. Pierre ist ein langjähriger Kooperationspartner.
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Zusammenfassung des Gesprächs
Schmitz: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Defi-Talk. Mein Name ist Achim Schmitz von Jedeminute.de. Unser heutiges Thema lautet: „Was kann eine professionelle AED Ersteinweisung leisten?“
Unser heutiger Experte ist Pierre Pötzl. Pierre ist ein sympathischer Bayer, Lehrbeauftragter, Ausbilder für Erste Hilfe, Praxisanleiter für Notfallsanitäter und leitet die CP Training. Pierre ist ein langjähriger Kooperationspartner.
Pierre, ich freue mich sehr, Dich hier in unserem Podcast zu haben. Herzlich willkommen!
Pötzl: Hallo Achim, ich freue mich auch.
Schmitz: Pierre, Du hast viele Jahre Erfahrung im Rettungsdienst und arbeitest seit vielen Jahren auch in der Ersten Hilfe Ausbildung. Du kennst also die Anforderungen der Praxis, wenn es heißt, einen Notfall zu bewältigen. Gleichzeitig hast Du viel Erfahrung in der Erwachsenenbildung. Wie vermittelt man erwachsenen Menschen Wissen zur Ersten Hilfe? Worauf kommt es hierbei besonders an?
Pötzl: In den Augen der breiten Öffentlichkeit ist es ein Thema, dem sich eigentlich niemand gerne stellen möchte. Ein Grund dafür könnte die Angst vor der Tatsache sein, dass Erste Hilfe Maßnahmen nur dann zum Einsatz kommen, wenn jemand anderem etwas Schlimmes widerfahren ist. Daher wird das Thema Erste Hilfe ignoriert nach dem Motto: „Aus den Augen aus dem Sinn“.
Ein Weiterer Grund könnte der Zeitpunkt sein, wann Personen das erste Mal mit Erste Hilfe in Berührung kommen. Das ist meistens eine Pflichtveranstaltung, wenn es darum geht den Führerschein zu bekommen.
Ein weiterer Grund ist, dass die, die den Kurs leiten meist nicht so gut geschult sind. Der äußere Rahmen, der konstruiert wird, spielt eine sehr wichtige Rolle. Die Teilnehmer können sich bei unseren Kursen vom CP Training auf eine abwechslungsreiche, einzigartige und freudige Auseinandersetzung mit dem Thema Erste Hilfe gefasst machen. Alle Kurse, die wir anbieten richten sich inhaltlich an die persönlichen Themen der Teilnehmer. Wir gehen hier auf alle Fragen ein, ohne die Gültigkeit eines solchen Kurses in irgendeiner Art und Weise zu gefährden. Nach den Seminaren sollen die Teilnehmer auch in der Lage sein das Erlernte souverän anwenden zu können.
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst sind auf die Erste Hilfe in meinen Augen angewiesen. Denn, erst wenn der Ersthelfer den Notruf wählt, kommt die Rettung.
Schmitz: Unser heutiges Thema ist die professionelle AED Ersteinweisung. Pierre, welche Anforderungen sind an eine AED Ersteinweisung zu stellen?
Pötzl: Es gilt zunächst die Basisanforderungen zu erfüllen, die sich aus den gesetzlichen Regelungen ergeben. Der Gesetzgeber hat Medizinprodukte und auch die Einweisung und Inbetriebnahme reguliert. Nach § 10 MPBetreibV ist gefordert, dass die vom Betreiber also vom Kunden beauftragte Person in die sachgerechte Handhabung, die Anwendung und den Betrieb einzuweisen ist. Wichtig sind hierbei immer auch die sicherheitsbezogenen Informationen. Defibrillatoren sind aktive Medizintechnik Produkte, die mit Strom funktionieren und von denen prinzipiell ein Risiko ausgeht. Daher sind auch die so genannten Kontraindikationen immer auch Gegenstand der Einweisung. Neben der Einweisung findet in der Regel auch die Inbetriebnahme als technischer formeller Akt statt. Aber die ist ja heute nicht unser Thema.
Schmitz: Pierre, heißt dass, die Einweisung sollte auf den Geräteverantwortlichen beschränkt werden?
Pötzl: Grundsätzlich sollte jeder an einer Einweisung teilnehmen, der auch nur im Entferntesten in die Lage kommen könnte, das Gerät benutzen zu müssen. Das geht über die betrieblichen Ersthelfer hinaus und sollte von der Unternehmungsleitung bis hin zur Reinigungskraft alle mit einbeziehen.
Schmitz: Pierre, was gehört aus Deiner Sicht zu einer Ersteinweisung, um diese als professionelle Ersteinweisung zu bezeichnen?
Pötzl: Ich erläutere einmal den groben Ablauf einer AED Einweisung. Ich beginne immer mit den Grundlagen, dem Verständnis einer Defibrillation. Dabei starte ich mit der häufigsten Ursache einer Wiederbelebung: In 61 % aller Fälle ist die Ursache eine Funktionsstörung des Herzens. Dabei steht das Erkennen von Brustschmerzen und dessen Folgen ganz oben, sowie das Erkennen einer leblosen Person durch die Kontrolle von Bewusstsein und Atmung. Das wird den Teilnehmern nicht nur theoretisch beigebracht, sondern ganz wichtig ist es dies auch durch praktisches Training den Teilnehmern beizubringen. Hierbei setzten wir auf das Prinzip: Prüfen von Bewusstsein und Atmung, dem Rufen des Rettungsdienstes, Drücken auf den Brustkorb mit anschließender Beatmung, wenn man darin geübt ist und den AED zu holen oder bestenfalls gebracht zu bekommen.
Nach diesem theoretischen Einstieg komme ich in der Regel zu der gerätespezifischen Einweisung: Der Funktion, der Anwendung, den Kontraindikationen und auch die Wartung, wie einer regelmäßigen Sichtkontrolle und die Durchführung der sicherheitstechnischen Kontrolle (STK) alle zwei Jahre.
Anschießend führe ich eine Fallsimulation durch, in der abhängig von der Teilnehmerzahl jeder alle Bereiche der Einweisung nochmal praktisch durchläuft. Das ist für mich persönlich ein wichtiger Punkt, dass bei der professionellen Einweisung, auch praktisch auf jede Kontraindikation und Indikation eingegangen wird. So dass, die Teilnehmer nicht nur ein Video anschauen, sondern die Chance haben das Gerät zu benutzten.
Schmitz: Wie ist das Feedback was Du von den Teilnehmern bekommst?
Pötzl: Viele Teilnehmer, die bei uns so eine Ersteinweisung mitmachen, haben schon einmal ein Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Bei uns geht es darum, dass die Teilnehmer erst einmal die Angst vor dem Defibrillator verlieren und lernen wofür das Gerät gut ist.
Schmitz: Welchen Stellenwert hat aus Deiner Sicht ein praktisches Training mit dem AED und was gehört hier dazu?
Pötzl: Je umfassender das Training, desto besser sind die Ersthelfer und Laien-Helfer für den Notfall vorbereitet. Hier kommt es in meinen Augen allerdings auch immer auf das gebuchte Programm an. Je nach gebuchter Einweisung auch mit praktischem Training, d.h. HLW Training mit Puppe und optimal mit dem passenden AED Trainingsgerät, das dem AED entspricht.
Schmitz: Wie ist das mit dem HLW-Training, da gibt es ja schließlich auch Geräte, die die HLW unterstützen? Was hältst du davon?
Pötzl: Prinzipiell ist jede Form von unterstützenden Geräten mit Feedback System wünschenswert. Das Problem ist je mehr Geräte zusammenkommen umso schwieriger wird es. Da macht es Sinn sich direkt ein AED mit integriertem Feedbacksystem zu holen, so dass die Teilnehmer nur ein Gerät haben, welches Sie im Notfall holen müssen.
Schmitz: Welche Anforderungen sind an den Einweisenden zu stellen?
Pötzl: Dieser muss vom Gesetz her als nach Medizinprodukteberater zur Einweisung des Produktes befähigt sein. Um die Menschen für den Notfall vorzubereiten, ist es besser, wenn die Einweisenden über pädagogische und psychologische Grundlagen verfügen. Gut ist es natürlich, wenn die Person Erfahrungen aus der Ersten Hilfe Ausbildung oder auch aus dem Rettungsdienst mitbringt. Es ist wesentlich, den Menschen, die Angst nehmen zu können, das Gerät zu benutzten. Hier gilt, dass man nichts falsch machen kann, außer man tut nichts. Letztendlich ist so eine Einweisung auch immer die Chance, Menschen für die Erste Hilfe zu begeistern.
Schmitz: Wie lange dauert eine Ersteinweisung?
Pötzl: Bei jedeminute.de gibt es verschiedene Angebotspakete.
Es geht los ab 60 Minuten. Die Zeit reicht gerade, um grob das Gerät, den Betrieb und die Anwendungsgrundlagen zu vermitteln. Ab ca. 90 Minuten können wir auch theoretische Grundlagen und das Notfallmanagement besprechen. Kommen noch praktische Übungen dazu, an denen möglichst jeder Teilnehmer mitwirken kann, dann benötigen wir mehr Zeit. Idealerweise mindestens 120 Minuten. Das Notfallmanagement und die praktischen Übungen können gar nicht oft genug geübt werden. In den aktuellen Leitlinien von 2021 für Wiederbelebung wird auch nochmal in den Kernaussagen festbetont, das Training, das einzig sinnvolle ist, um sich auf so eine Situation ideal vorzubereiten.
Schmitz: Pierre, welche Möglichkeiten siehst Du, die Ersteinweisung weiterzuentwickeln?
Pötzl: Für sich ist es schon ein gutes Konstrukt, insbesondere mit den praktischen Inhalten.
Allerdings glaube ich könnte man das Bewusstsein für Erste Hilfe verbessern. Man könnte z.B. auch eine Ersteinweisung als großes Firmenevent für viele Personen zu organisieren und auch Nachbarn einladen, um so nochmal die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen, also Werbung fürs eigene Unternehmen zu machen und noch ein viel breiteres Publikum zu erreichen.
Auch sollte man eine AED Einweisung an jedem Erste-Hilfe-Kurs mit einbinden, sowie jährlich stattfindende Übungstage in Wiederbelebungsmaßnahmen veranstalten.
Schmitz: Die Idee finde ich großartig. Was hältst Du von Selbsteinweisungen als ergänzende Formate, z. B. als Online Kurs?
Pötzl: Die Frage hierbei ist was man genau unter Selbsteinweisung als Online-Format versteht. Also, wenn ich das richtig verstehe schaut sich der Teilnehmer am Computer ein Programm an und ist danach dann eingewiesen, davon bin ich persönlich kein großer Freund.
Klar ergänzend ist es super, so dass sich Teilnehmer vor einer regulären Einweisung schon Hintergrundinfos online aneignen können. Aber eine Einweisung selbst muss immer praktisch geübt werden, mit einem Übungsleiter, der neben der Theorie den praktischen Teil zeigt und zusammen mit den Teilnehmern übt.
Leben retten ist immer eine haptische und praktische Tätigkeit. Denn nur mit Theorie kann man keine Person wiederbeleben, dafür benötigt es auch praktische Übung zusammen mit einem geschulten Kursleiter, die man online nicht vermitteln kann.
Also ergänzend zur Theorie, die man online vermitteln kann, sollte es immer ergänzend einen praktischen Teil geben, wo Teilnehmer die Wiederbelebung in einem Kurs mit einem Übungsleiter üben können, dieser kann den Teilnehmern auch direkt persönlich Ihre Fragen beantworten. Ansonsten sind ergänzende Online-Kurse auch eine gute Möglichkeit gelerntes nochmal aufzufrischen.
Schmitz: Pierre, sollte die Ersteinweisung regelmäßig wiederholt werden?
Pötzl: Ja, es sollten regelmäßige Wiederholungen stattfinden und wie du vorhin schon erwähnt hast, können ergänzend Online-Kurse angeboten werden.
Ein Kunde bietet z.B. seinen Mitarbeitern online Fortbildungen an, in denen gezeigt wird wie AEDs funktionieren, wo sie in der Firma zu finden sind etc. und dann einen Kurs wo die Teilnehmer das praktisch üben.
Schmitz: Pierre, was motiviert Dich an den Aufgaben Erste Hilfe Ausbildung und Ersteinweisung?
Pötzl: Meine Motivation damals als ich damit angefangen habe, war sehr banal und blauäugig: Ich wollte Menschen helfen. Deshalb bin ich auch Notfallsanitäter geworden und steckte mitten im professionellen Rettungsdienst. Dabei fand ich die Idee anderen Menschen beizubringen richtig zu Helfen schnell gut. Mittlerweile hat sich mein Bereich etwas verschoben: Es motiviert mich den Teilnehmern das richtige Werkzeug mitzugeben. Auf die Frage antworte ich immer gern: „Was wäre denn Thor ohne Hammer oder Ironman ohne Anzug“. Bei CP Training schmieden wir Werkzeuge für die Menschen da draußen. Damit die ganzen Ersthelfer draußen ein Werkzeug, also ein Gerät in der Hand haben, um richtig helfen zu können.
Schmitz: Pierre, vielen lieben Dank, dass Du heute unser Experte warst. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Dir über die Themen zu sprechen.
Pötzl: Gerne!
Wer mehr über Ersteinweisungen erfahren oder ein Angebot erhalten möchte, der kann sich gerne an uns wenden, telefonisch unter 0800 5 700 800 oder über [email protected].
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