Defi-Talk Folge 5: Defibrillator mieten für die Nachbarn? zu Gast: Hans-Joachim Adolph aus Peine
Thema der Folge: Gerade in ländlichen Gebieten braucht der Rettungswagen oft lange, um bei einem akuten Notfall vor Ort zu sein. Hans-Joachim Adolph aus Peine hat eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, um seine direkte Nachbarschaft herzsicher zu machen: mit einem Defibrillator. Er informierte sich wie man einen Defibrillator mieten kann und mobilisierte seine Nachbarschaft. Wie seine Nachbarschaftsaktion genau funktioniert und wie man einen Defibrillator mieten kann, erzählt er in dieser Folge von Defi-Talk.
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Zusammenfassung des Gesprächs
Schmitz: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Defi-Talk. Unser heutiges Thema ist: einen Defibrillator mieten für meine Nachbarschaft. Wie organisiere ich eine Nachbarschaftsinitiative für eine gute Notfallversorgung? Ich freue mich auf meinen heutigen Gast, den ich als Menschen kennengelernt habe, der sich für sein Umfeld beispielhaft engagiert. Hans-Joachim Adolph hat eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, um einen öffentlich zugänglichen Defibrillator zu beschaffen. Lieber Herr Adolph, erst einmal herzlich willkommen bei Defi-Talk!
Adolph: Hallo, Herr Schmitz! Vielen Dank für die Einladung. Ich glaube es ist wichtig ein paar Worte über dieses Thema zu verlieren, um eine Reichweite zu schaffen.
Schmitz: Stellen Sie sich doch bitte zunächst den Hörerinnen und Hörern vor!
Adolph: Ich komme aus Schmedenstedt, einem Ortsteil von Peine. Es ist ein kleiner Ort mit ungefähr 1000 Einwohnern und unser nächstes Krankenhaus ist erst drei Orte weiter, das heißt im Notfall ist der Krankenwagen nicht so schnell hier. Deshalb habe ich beschlossen etwas zu tun und das war der Anfang meiner Idee „Defi für die Nachbarn“.
Ich bin mittlerweile im Ruhestand, war aber im Beruf mehr als 30 Jahre lang Ersthelfer. Ich fand es immer ganz wichtig für die Kollegen da zu sein, wenn mal irgendwas schief geht und habe daher alle zwei Jahre an Ersthelferkursen teilgenommen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Erste Hilfe mächtig verändert. Gerade als AED Defibrillatoren langsam aufkamen, war das sehr spannend. Die Variante ist natürlich mit um die 2.000 € relativ teuer für eine Einzelperson. Als ich in Ruhestand gegangen bin habe ich mich im Internet informiert und gemerkt, dass man einen Defibrillator mieten kann.
Daraufhin bin ich zu den Nachbarn gegangen und habe ihnen gesagt, dass ich mir einen Defibrillator mieten werde und sie gefragt, ob sie daran auch Interesse hätten. Die erste entscheidende Frage war: „Schon mal über einen Defibrillator nachgedacht?“ Und da habe ich schon ganz lange Gesichter gesehen teilweise. Es hat aber den Stein ins Rollen gebracht und viele meiner Nachbarn waren begeistert von der Idee.
Enorm wichtig: Faktor Zeit
Schmitz: Warum ist es so wichtig einen Defibrillator in der Nähe zu haben?
Adolph: Es ist grundsätzlich ziemlich wichtig, Erste Hilfe in der Nähe zu haben. Wenn man sich jetzt Herzprobleme anguckt, dann kriegt man in jedem Erste-Hilfe-Kurs eingeprügelt, dass so schnell wie möglich Hilfe kommen muss und wir haben hier immer Zeiten von acht bis zehn Minuten bis der Notarzt oder ein Krankenwagen eintrifft. Das ist für Notfälle am Herzen relativ lange und da habe ich gesagt, okay ich brauche etwas, das schneller ist. Wir haben das dann in einem wirklich kleinen Teil unseres Wohngebietes umgesetzt, sodass wir im Moment eine maximale Entfernung von 110 Metern bis zu unserem Defibrillator haben. So kann rechtzeitig Erste Hilfe geleistet werden.
Schmitz: Es kommt ja auf die ersten drei Minuten an, in denen man mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen und auch den Defibrillator einsetzen sollte, um die allerbesten Chancen zu haben.
Adolph: Das war auch mein Ansatz. Ich hatte zuvor die Hilfsorganisationen angesprochen – wir haben hier im Ort auch ein Deutsches Rotes Kreuz – und die haben mir angeboten, wenn sie sich mal drum kümmern, dann könnte man einen AED Defibrillator in der Ortsmitte aufhängen. Da habe ich dankend abgelehnt, denn die Ortsmitte ist viel zu weit weg. Bis ich dort bin, ist der Notarzt schon fast vor meiner Tür, das macht keinen Sinn. Deshalb musste ich das Projekt auf eine noch niedrigere Ebene bringen.
Defibrillator mieten: Was sind die Vorteile?
Schmitz: Spannend, dass Sie sich daraufhin entschieden haben eine Nachbarschaftsaktionen zu starten. Wie funktioniert ihre Nachbarschaftsaktion?
Adolph: Ich bin wie gesagt herum gegangen, habe überall geklingelt und bin bewusst auch auf alleinwohnende Herrschaften zugegangen, denn die Idee geht über diesen Defibrillator hinaus. Wer alleine wohnt freut sich, im Fall, dass er einen Notruf absetzen muss, wenn er oder sie weiß, gegenüber ist jemand, der rüberkommen und mir helfen kann.
Das war die Idee und ich habe dann gesagt: „Ich werde einen Defibrillator mieten, wer macht mit?“
Was die Idee befeuert hat war, dass es mittlerweile auch Vermieter gibt, bei denen man einen Defibrillator mieten kann, die einem das Gerät liefern, die Einweisung machen und sich um den Jahresservice kümmern, z. B. wenn die Batterien alle sind.
Dann trägt man nicht mehr so viel Selbstverantwortung. So sind wir, mein Nachbar und ich, letzten Endes auf Sie gekommen und nach unserem Gespräch mit Ihnen und den Informationsmaterialien, die wir von Ihnen bekommen haben, war uns klar, dass das etwas ist, was wir hier machen können und, dass es gar nicht so viele Baustellen gibt.
Schmitz: Wie viele Menschen sind Teil Ihrer Nachbarschaftsaktion?
Adolph: Insgesamt haben sich 19 Haushalte mit 38 Menschen hinter dem Projekt versammelt. Es kamen natürlich auch Fragen auf, wie z. B. „Muss ich dann nicht mehr 112 anrufen?“ Natürlich muss man noch 112 anrufen, aber mit dem AED Defibrillator hat man einen zusätzlichen Baustein in der Rettungskette, der vor dem Eintreffen des Sanitätswagens zur Lebensrettung beitragen kann.
Wir haben hier in Peine auch sogenannte „Mobile Retter“: 150 Sanitäter, Krankenschwestern und Ärzte, die, wenn die Leitstelle alarmiert wird, auch mit alarmiert werden, in der Nähe sind und im Notfall auch helfen können. Aber da hat natürlich auch nicht Jeder einen Defi im Kofferraum.
Wir haben außerdem die Telefonnummern von allen 38 Menschen in einer Liste gesammelt. Wir benutzen jetzt WhatsApp, wo wir uns Telefongruppen angelegt haben, mit deren Hilfe man in einem Notfall acht Leute gleichzeitig anrufen kann. Logisch, man muss zuerst 112 anrufen, aber in einem zweiten Augenblick und gegebenenfalls mit einem zweiten Telefon kann man eine dieser Gruppen anrufen.
Jeder kann für sich selber definieren, wer in dieser Gruppe sein soll, wen man als Ersthelfer dahaben will. So kann man auf Knopfdruck acht Menschen gleichzeitig anrufen und einer wird schon zu Hause sein. Auf diese Weise kann einer bei dem Notfallpatienten bleiben, und ein anderer kann den Defi holen und zum entsprechenden Haus bringen. Das hilft enorm in einer solchen Stresssituation, wenn man weiß, da ist noch jemand, der zur Hilfe kommen kann.
Der ZOLL AED 3: ein Defibrillator mit vielen Vorzügen
Schmitz: Als Sie sich dann entschieden hatten einen Defibrillator mieten zu wollen, worauf kam es Ihnen bei der Auswahl des richtigen Defibrillators an?
Adolph: Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich ein bisschen wie ein Diktator unterwegs war und gesagt habe, dass sich gerne jeder beteiligen kann wer mag, das wird auch nicht unheimlich viel kosten, aber ich lasse nicht unbedingt jeden mitreden. Gemeinsam mit einem Nachbarn, habe ich mich dann umgeschaut und informiert. Wir sind recht schnell schon in Richtung ZOLL gewandert mit unseren Überlegungen und im Gespräch mit Ihnen haben wir uns dann letztendlich für den Zoll AED 3 entschieden, weil dieser diverse Vorteile hat.
Ich muss z. B. nicht extra die Pads wechseln, ich habe eine sehr schnelle Analysezeit, ich habe eine sehr schnelle Schockzeit, ich habe Schocks, die von der Stärke her ansteigen und ich habe das Display und präzise Sprachanweisungen, die mich bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung unterstützen. Diese ganzen Features haben den Ausschlag für den ZOLL AED 3 gegeben. Und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das eins der besten Geräte ist.
Schmitz: Wie und wo wird denn der AED aufbewahrt?
Adolph: Wir hatten am Anfang verschiedene Ideen: z. B. ein offenes Kellerfenster mit einem Zahlenschloss zu versehen oder eine Garage offen zu lassen. Mittlerweile hängt er in einem ungenutzten Stallgebäude im Hinterhof eines Nachbars.
Wir haben den Raum frisch gestrichen und Strom reingelegt. Weil das aber ein Raum ist, der nicht beheizt ist, sind wir Ihrem Vorschlag gefolgt einen hochwertigen Kasten mit einer vernünftigen Heizung zur Aufbewahrung zu nehmen. So haben wir einen Defi in einem Kasten, der durchgehend warm ist und wo jeder rankommt.
Schmitz: Das ist auf jeden Fall beispielhaft, den Defibrillator so verfügbar zu machen, dass man im Ernstfall drankommt. Es gibt nichts Schlimmeres, als vor einem Gerät zu stehen und nicht dranzukommen, weil der Wandkasten abgeschlossen ist, oder einem die Nummer des Zahlenschlosses nicht einfällt.
Adolph: Das ist eben genau das, was in unserem Gespräch mit Ihnen rausgekommen ist: Wir hatten zunächst an einen abgeschlossenen Raum gedacht, zu dem jeder von uns einen Schlüssel hat. Dann haben Sie uns darauf aufmerksam gemacht, dass manche ihren Schlüssel dann am Schlüsselkasten hängen haben und im schlimmsten Fall noch mal zurückgelaufen müssen.
Auch das Zahlenschloss ist keine gute Idee: In der Stresssituation neigt man wahrscheinlich dazu die Zahlenkombination zu vergessen. Der Raum, in dem der Defi jetzt aufbewahrt wird, ist also nicht abgeschlossen, sodass man jederzeit Zugang hat. Wir haben das Gerät nicht großartig an der Straße beschildert, es wissen also nur die Beteiligten, dass der Raum nicht abgeschlossen ist und das Risiko trage ich.
Zukunftspläne: noch mehr Nachbarn sollen einen Defibrillator mieten
Schmitz: Letztlich muss man festhalten, dass das Risiko, dass ein Defibrillator entwendet oder beschädigt wird, sehr gering ist – gerade im ländlichen Raum.
Sie haben ja noch mehr Pläne. Erzählen Sie uns doch, was Sie für die Zukunft noch geplant haben!
Adolph: Wir sind ungefähr 1.000 Menschen in unserem Ort und es sind fast alles Einfamilienhäuser, das heißt die Wege sind nicht so kurz wie in einem Hochhauskomplex. Mein Ziel ist es, dass wir in einem Jahr im ganzen Ort fünf Defibrillatoren verbaut und untergebracht haben. Ich bin da ganz zuversichtlich, dass ich noch weitere Leute finden werde, die sich bereiterklären einen Raum zur Verfügung zu stellen und gemeinsam mit Nachbarn einen Defibrillator mieten. Ich setze da auf ganz einfache Abläufe, das hat bei uns ja schon wunderbar funktioniert.
Ich weiß, dass eine Faustregel eigentlich ist, dass man pro 1.000 Menschen nur einen Defibrillator braucht. Aber der Zeitfaktor ist mir wichtig: Wenn wir hier nur einen in der Ortsmitte haben, hilft das nicht effektiv weiter.
Das ganze Projekt zeigt uns auch allen, dass Nachbarschaftshilfe etwas ganz Besonderes ist. Wenn man wirklich Hilfe braucht und weiß, da ist jemand der schnell kommt und mir hilft, ist das doch irgendwie toll. Und das ist auch der Spirit hier unter den Nachbarn. Und das kann dem ganzen Ort zugutekommen.
Schmitz: Herr Adolf, ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen für das interessante und inspirierende Gespräch. Der eine oder die andere wird sich wahrscheinlich jetzt denken: „Wenn die das können, können wir das auch!“ Das wäre ja schön, wenn andere Menschen nun auch auf die Idee kämen, sich in ihrer Nachbarschaft zu engagieren und für mehr Herzsicherheit zu sorgen, indem sie einen Defibrillator mieten – gerade im ländlichen Raum.
Adolph: Vielleicht noch eine letzte Sache von meiner Seite, auch zu meinen Plänen in der Zukunft: Wenn es jetzt zur Installation eines weiteren Defis kommen sollte, habe ich vor, mit einer der Erste-Hilfe-Organisation zu verhandeln, sodass wir noch eine Erste-Hilfe-Auffrischung mit der Einweisung in das AED Gerät verbinden können. Das hat zum Vorteil, dass nicht nur noch jemand auf den ZOLL AED 3 eingewiesen ist, sondern auch allgemeine Erste-Hilfe-Kenntnisse aufgefrischt werden können. Das wäre insgesamt eine runde Sache dann.
Schmitz: Ich wünsche Ihnen und Ihrer Initiative viel Erfolg. Und das wichtigste: Bleiben Sie gesund!
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