Defi-Talk Folge 4: AED richtig aufbewahren? zu Gast: Ruben Halmans, Managing Director bei Rotaid AED Cabinets
Thema der Folge: Wer einen Defibrillator kaufen möchte muss sich auch überlegen, wo und wie er aufgehängt werden soll, denn wenn ein AED Defibrillator gerade nicht im Einsatz ist, muss er richtig aufbewahrt werden. Er muss für alle sichtbar und leicht zugänglich sein, aber auch ausreichend vor Umwelteinflüssen geschützt werden. Worauf es bei der Aufbewahrung von AED Defibrillatoren genau ankommt erklärt Ruben Halmans von Rotaid AED Cabinets im Gespräch mit Achim Schmitz in dieser Folge Defi-Talk. Außerdem gehen die beiden auf das neue Produkt Rotaid 24/7 sowie internationale Trends auf dem AED Markt ein.
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Zusammenfassung des Gesprächs
Schmitz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Defi-Talk! In unserer heutigen Folge geht es darum, wie man einen AED Defibrillator aufbewahren sollte. Ich freue mich sehr auf meinen heutigen Gast, einen ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet. Wir kennen uns bereits seit fünf Jahren. Ruben Halmans ist Gründer und Managing Director von Rotaid AED Cabinets, einem führenden Hersteller von AED Wandkästen. Ruben ist Niederländer und spricht hervorragend Deutsch. Er kommt aus dem Ort Venray, der relativ nah an der Grenze zu Deutschland liegt. Lieber Ruben, erst einmal herzlich willkommen bei Defi-Talk. Wie hat es mit Rotaid angefangen?
Halmans: Achim, danke für die Einladung. Die Geschichte von Rotaid fängt eigentlich 2009 an. Ich war damals Teil einer Projektgruppe, um in meinem Ort Venray 50 AED Defibrillatoren im öffentlichen Bereich aufzuhängen. Ich war damals verantwortlich für den Kauf der Geräte und auch die Aufbewahrungslösung. Als ich mich orientiert habe, habe ich die damaligen Wandkästen für AEDs als sehr komplex, unglaublich teuer und einfach unkomfortabel wahrgenommen. Es sind ja Laien, die diese Geräte benutzen müssen und auch ich war so ein Laie.
Aus Zufall bin ich dann einem Kollegen in einem Hafen begegnet und habe dort die Rettungsringe gesehen. Das war ein Aha-Moment. Ich habe mich entschieden, dass meine Wandkästen rund und intuitiv sein sollen, wie die Rettungsringe, weil jeder weiß, wie man einen Rettungsring benutzt. Ich habe mich also 2010 entschieden einen runden Wandkasten für AEDs zu entwickeln und das ist der Start von einer tollen Geschichte gewesen.
Schmitz: Die Kernwerte von Rotaid sind schnell, nachhaltig und einfach. Was bedeutet das?
Halmans: Ich glaube jeder weiß, dass man nur sechs Minuten hat, um etwas zu tun, wenn es einen plötzlichen Herzstillstand gibt und, dass jede Minute unglaublich wichtig ist. “Schnell” war also das erste was mir in den Kopf kam. “Schnell” hat zwei Themen: Man muss den Wandkasten schnell öffnen und das AED Gerät rausnehmen können. “Schnell” hat aber auch damit zu tun, dass die Geräte schnell auffindbar sind, wenn es einen Notfall gibt.
“Einfach” ist das zweite Prinzip, da wir Laienbenutzer haben und jeder in der Lage sein soll, ein Leben zu retten. Das soll für den Benutzer möglichst wenig Stress bedeuten, es muss also so komfortabel und intuitiv wie möglich sein.
“Nachhaltig” ist in der heutigen Zeit unbedingt wichtig und für uns hat es damit zu tun, dass Rotaid Produkte langlebig sind und mit Respekt für die Umwelt hergestellt werden. Das sind die drei wichtigsten Prinzipien von Rotaid.
Schmitz: Was du gesagt hast kann ich gut nachvollziehen: Wenn der Defibrillator falsch aufbewahrt wird und schwer zugänglich ist, wird es schwierig und wir verlieren Zeit. Was kann alles schief gehen, wenn ein Defibrillator nicht richtig aufbewahrt wird?
Halmans: Wenn man einen Defibrillator aufbewahren möchte gibt es zwei sehr wichtige Punkte: Der erste ist, dass Menschen einen Defibrillator schnell und einfach finden können müssen. Die Sichtbarkeit ist unglaublich wichtig, denn ein Defi kann auch in einem normalen Kasten aufbewahrt werden oder versteckt in einem Laden, sodass man ihn nicht finden kann. Dann hilft er nicht. Eine richtige Aufbewahrung muss dafür sorgen, dass jeder weiß, wo der Defibrillator ist.
Der zweite Punkt hat damit zu tun, dass immer mehr Defis im Außenbereich aufbewahrt werden und das ist ein ganz anderes Umfeld, die Aufbewahrung muss also ans Wetter angepasst werden. Wenn man hier nicht die richtige Aufbewahrungslösung wählt, kann es sein, dass manche Teile des Defibrillators, wie die Batterien und Elektronen, die sehr wichtig sind, z. B. zu kalt werden und damit dann Langlebigkeit und manchmal auch Funktionalität verlieren.
Schmitz: Was kann ein gutes Aufbewahrungssystem dazu beitragen die Lebensrettung positiv zu beeinflussen?
Halmans: Zunächst muss das Gerät schnell gefunden werden können. Wenn man nicht lange suchen muss, dann gewinnt man schon lebenswichtige Minuten. Dann darf man die Leute, die einen AED benutzen nie vergessen: Sie sind nicht in einer normalen Situation, sie sind gestresst. Es ist oft ein Freund, ein Mitglied der Familie, ein Nachbar oder ein Kollege und bei einem plötzlichen Herztod gibt es keine Warnung und es muss sofort gehandelt werden. Die Aufbewahrung muss also schnell und auffällig sein.
Das Zweite ist, dass die AED Geräte mit einem guten Aufbewahrungssystem tatsächlich auch das ganze Jahr über verfügbar bleiben können, weil sie von Umwelteinflüssen geschützt werden. Vor allem die Temperaturkontrolle ist besonders wichtig. So kann sichergestellt werden, dass der Defibrillator zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit ist.
Schmitz: Ihr habt ein neues Produkt auf den Markt gebracht: den Rotaid 24/7. Was steckt dahinter?
Halmans: Im Rotaid 24/7 steckt eigentlich unsere gesamte Erfahrung, die wir schon seit 2010 gesammelt haben. Es gibt zwei sehr wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Rettung: Erstens, die Verfügbarkeit eines AED Defibrillators innerhalb einer Entfernung von sechs Minuten. Zweitens muss ein Ersthelfer oder Laienhelfer hingehen und das Gerät benutzen. Wenn einer dieser zwei Faktoren fehlt, passiert nichts.
Wir haben mit dem Rotaid 24/7 versucht, diese beiden Sachen zusammen zu bringen. Im Bereich der Hardware haben wir dafür gesorgt, dass das Gerät noch besser aufbewahrt werden kann und die Verfügbarkeit noch besser ist. Außerdem wird das Gerät dauernd monitored, also digital überwacht, damit man immer sicher sein kann, dass das Gerät einwandfrei funktioniert und einsatzbereit ist. Dieser Prozess ist bei 24/7 automatisiert und damit auch sicherer gemacht.
Zweitens haben wir bei den 24/7 Kästen auch ein Kommunikationsmodul eingebaut, womit man Helfer alarmieren kann. Wenn jemand das Gerät aus dem Kasten nimmt, können ausgebildete Ersthelfer, Rettungskräfte oder die Polizei darüber informiert werden. Diese Meldung kann zweierlei bedeuten: Entweder, es muss ein Leben gerettet werden oder es hat jemand das Gerät entwendet.
Man denkt immer, wenn man etwas im Außenbereich aufhängt, wird es geklaut oder kaputt gemacht. Das ist eigentlich nicht so oft der Fall: In Holland werden von den 16.000 Defibrillatoren im öffentlichen Bereich im Jahr sechs bis sieben aus dem Schrank entwendet. Einige davon kommen auch wieder zurück. Das Risiko ist hier sehr gering. Das Produkt sorgt dafür aber für maximale Sicherheit: Der Inhaber des Produkts, ein Sicherheitsunternehmen oder die Polizei und Feuerwehr können direkt alarmiert werden, wenn das Gerät aus dem Wandkasten genommen wird.
Das Lebensrettungssystem wird 24 Stunden pro Tag live verfolgt und das ist ein großer Mehrwert, weil damit die Sicherheit, dass man immer ein funktionierendes System hat zu 100% gewährleistet wird.
Schmitz: Der Punkt, dass die Verfügbarkeit eines funktionierenden Gerätes im Vordergrund steht und nicht einfach nur die Verfügbarkeit von irgendeinem Gerät hat eine wirklich große Bedeutung, denn wenn ein Defibrillator einmal eine Störung hat, hat man zwar einen Defibrillator, dieser funktioniert aber vielleicht gar nicht und das ist schlecht.
Halmans: Ich vergleiche das gerne mit den Airbags im Auto. Der Hersteller hat auf das Dashboard geschrieben, dass dort ein Airbag drin ist, aber man denkt nicht darüber nach, ob dieser funktionieren wird, wenn etwas passiert. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Diese Sicherheit brauchen wir auch bei Defibrillatoren: Jeder Defibrillator, den wir sehen, soll auch funktionieren, wenn wir ihn brauchen.
Schmitz: Die AED Geräte haben auch eine Selbsttestfunktionalität. Wie stellen eure Aufbewahrungssysteme fest, ob ein Selbsttest funktioniert hat oder nicht?
Halmans: Die meisten Geräte machen einen täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Selbsttest, bei dem alle wichtigen Funktionen kontrolliert werden. Wenn alles gut ist, hört man in der Regel nichts von dem Gerät, aber wenn etwas nicht in Ordnung ist, wird das Gerät einen Signalton generieren.
Wir haben unsere 24/7 Wandkästen so programmiert und mit neuer Hardware ausgestattet, dass wir diese Signaltöne wahrnehmen können. Der Wandkasten hört sich sein Inneres 24 Stunden pro Tag über ein Mikrofon an und ist damit in der Lage fünf Sekunden nach einem fehlgeschlagenen Selbsttest den Inhaber oder den Wartungsverantwortlichen direkt zu informieren. Damit können wir dafür sorgen, dass man nie auf ein Gerät angewiesen ist, das nicht funktioniert.
Es gibt ein Beispiel aus Dänemark, wo es in einem Sportverein bereits sieben Jahre lang einen AED Defibrillator gab und in dieser Zeit nie etwas passiert ist. Im siebten Jahr gab es einen Notfall und das Gerät hat einfach nicht mehr funktioniert. Das ist natürlich schrecklich. Ein Defibrillator braucht ständig Wartung, Versorgung und Beobachtung und das können wir mit dem 24/7 Rotaid Wandkasten organisieren, managen und für den Inhaber einwandfrei funktionieren lassen. Das ist das Wichtigste in diesem Bereich.
Schmitz: Rotaid ist weltweit aktiv als Unternehmen. Welche Trends gibt es auf dem internationalen Markt? Gibt es den zunehmenden Trend, dass die Verbreitung, gerade auch in Hinblick auf Public Access, zunimmt?
Halmans: Auf jeden Fall. Ich denke die wichtigste Entwicklung ist, dass immer mehr Leute verstehen, was ein AED Defibrillator eigentlich ist. Als ich vor zehn Jahren in meinem Ort mit Sponsoren über Defibrillatoren gesprochen habe, wussten die Wenigsten, worum es eigentlich geht. Da hat es unglaublich viel Entwicklung gegeben.
Mittlerweile sind viele Leute damit beschäftigt, das Thema in Unternehmen, Schulen und Behörden zu besprechen. Es gibt definitiv noch viel zu tun, aber die Awareness ist schon sehr viel besser geworden. Das ist enorm wichtig, denn die Leute müssen zunächst einmal wissen: Wofür braucht man einen Defibrillator eigentlich und wie wichtig ist ein AED für mich oder mein Umfeld? Und dann kommt natürlich die Frage: Okay und wenn ich dann so ein Gerät brauche, wo und wie muss ich den Defibrillator aufbewahren? Bei mir im Haus, bei mir im Unternehmen oder soll einer an jede zentrale Kirche gehängt werden?
Letzteres hat natürlich den Vorteil, dass der AED Defibrillator für alle zugänglich ist. Es hat in Deutschland voriges Jahr einen Fall gegeben, von einem Bürgermeister, der zum 500. Jubiläum seines Dorfes freitags einen Defibrillator auf dem Marktplatz aufgehängt hat. Am Samstag darauf erlitt der Bürgermeister während des Jubiläumsfestes einen plötzlichen Herztod und konnte mit dem am Vortag aufgehängten AED gerettet werden. Solche positiven Geschichten tragen natürlich auch zur Verbreitung bei.
Die Not ist auf jeden Fall weltweit gegeben: Jährlich sterben ca. 10 Mio. Menschen an einem plötzlichen Herztod. Mit der Verfügbarkeit von AED Defibrillatoren und Ersthelfern können wir diese Zahl halbieren und jährlich 5 Mio. Menschen retten.
Der Prozess ist also, dass immer mehr Geräte aufgehängt werden und somit auch mehr Leute gebildet werden, also die Awareness insgesamt wächst. Ich denke in zehn Jahre wird es in jedem Ort auf jeden Fall einen AED Defibrillator geben.
Schmitz: Siehst du auch internationale Trends im Hinblick auf die Frage wie man einen Defibrillator aufbewahren sollte?
Halmans: Man kauft einen Defi nur, um ein Leben zu retten. AED Geräte haben keinen anderen Zweck. Man will also dafür sorgen, wie bei einem Airbag, dass das Gerät immer da ist, funktioniert und auch da aufgehängt wird, wo es einen Unterschied machen kann, wo es z. B. keinen Krankenwagen gibt in 20 Minuten oder sogar einer Stunde Entfernung. Ein Trend in der Aufbewahrung ist, dass wir immer mehr die Grenzen bespielen: Es muss immer kälter sein, es soll immer nass sein, AEDs sollen an die Küste und auf Inseln kommen oder in Gebiete mit unglaublich viel Sonneneinstrahlung. Defibrillatoren sollen überall einsetzbar sein.
Darüber hinaus haben Menschen, die sich heute einen Defibrillator kaufen die Perspektive von 2020 im Kopf: Es gibt z. B. selbstfahrende Autos und eine Verbindung vom Telefon zum Kühlschrank. Die Menschen möchten ein Produkt kaufen, was alles digital überwacht, das connected ist und das Fehler direkt kommuniziert. Der Wartungsaufwand muss enorm verringert werden, damit Defibrillatoren auch im großen Stil verbreitet werden können. Große Unternehmen oder Kommunen können es sich nicht leisten, eine große Zahl an Defibrillatoren händisch warten zu lassen und es ist zudem auch nicht sicher, ob die Geräte dann auch wirklich einsatzbereit sind, wenn sie gebraucht werden.
Schmitz: Aus der Perspektive eines Niederländers, wie weit sind wir denn in Deutschland in Sachen AED Verbreitung und Aufbewahrung?
Halmans: Deutschland entwickelt sich definitiv in die in die richtige Richtung. Was ich an den Deutschen liebe, ist, dass sie direkt in Richtung Langfristigkeit und Sicherheit denken. Sie sind bereits auch offener geworden die Geräte im Außenbereich aufzuhängen. Es gibt für 2021 schon viele größere Projekte mit Behörden, Städten und Dörfern aber auch mit vielen Großunternehmen, die gerne einen Defibrillator kaufen wollen, weil sie verstehen, warum das wichtig ist. Deutschland macht riesen Schritten in diesem Bereich und wird, denke ich, auch schnell unter den führenden Ländern in Europa sein, vor allem weil in Deutschland besonders viel Wert auf Qualität und Sicherheit gelegt wird.
Schmitz: Zum Schluss möchte ich Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, noch darauf hinweisen, dass sie sich auf unserer Website über Rotaid Wandkästen informieren können. Ich bedanke mich ganz herzlich bei dir, Ruben, dass du uns einen Einblick gegeben hast in die Welt von Rotaid, wie man einen Defibrillator aufbewahren sollte und uns auch ein internationales Bild gegeben hast.
Halmans: Ja, vielen Dank für die Einladung und das nette Gespräch. Die Zuhörerinnen und Zuhörer können sich ja mal umschauen, ob sie in ihrer Umgebung einen der runden Wandkästen sehen. Sie wissen dann sofort, das muss einer aus Holland sein. Bis bald, Achim.
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